Packende Boxnacht in der Stadthalle Falkensee: Piccirillo nach Hammer-Battle Interconti-Champ, Cannizzaro beißt und spuckt, Veletic triumphiert über Pfeifer

Die Fans forderten, KUC BOXING und AGON SPORTS & EVENTS lieferten. AGON setzte sogar noch einen drauf! Beim offiziellen Wiegen gab der Berliner Boxstall bekannt, dass ihr „Champ in Lauerstellung“, William Scull (20-0-0), zu einem Sechsrunder gegen den Argentinier Cristian Fabian Rios (23-18-3) antreten würde. Sein Ziel: Die Form halten, für den längst überfälligen Welttitelkampf.

Somit wurden aus den ursprünglichen elf Fights zwölf, mit insgesamt 90 Runden und einer theoretischen Kampfzeit von viereinhalb Stunden. Hierbei standen zwei Intercontinental-Titel der International Boxing Federation (IBF) zur Disposition.
Einen Frauenkampf gab es auch. Der in sieben Kämpfen ungeschlagene Wirbelwind, Saida Bukvic, schickte sich nach einer Babypause wieder an, die Weltelite im Bantam aufzumischen. Doch erst einmal galt es, die Italienerin Angela Cannizzaro (6-20-1) abzuräumen. Und mit dieser bizarren Auseinandersetzung steigen wir in die „Action“ ein:
Trotz der unangenehmen Rechtsauslage schien die 46-jährige Cannizzaro das benötigte Warmup zu sein, dass die 26-jährige Serbin benötigte, um den Angriff auf die großen Namen im Frauenbantamgewicht zu starten.
Bukvic boxte aus der Mitte, hielt die Italienerin an den Seilen und ließ sie die langen Wege gehen. Dass der Kampf nicht lange dauern würde, sah man in der Slow-Motion auf dem großen Videowürfel, über dem Ring. Was Bukvic abfeuerte traf.
Nicht der erwartete Knockout beendete den Fight, sondern die unsportliche Italienerin selbst. Sie biss Bukvic in Hals und Stirn.
Damit nicht genug. Cannizzaro haute mit ihrem Kopf härter zu, als mit ihrer Faust und spukte in Richtung ihrer Gegnerin. Zuviel für Referee Marco Morales. Er disqualifizierte Cannizzaro nach 2:0 min in der dritten Runde.
„So etwas ist mir in meiner Karriere noch nie passiert,“ sagte Bukvic.
„Unfassbar!“ Mehr Worte hatte Promotor Almin Kuc für die Italienerin nicht übrig.

AGONs Thomas Piccirillo und Marten Arsumjan boxten die Nachfolge von Vincenzo Gualtieri aus. Denn um freie Bahn auf den Welttitel zu haben, legte „Il Capo“, so Gualtieris Nick, den Interconti-Gürtel im Mittelgewicht nieder. Dass Arsumanjan AGON kennt, trifft es nicht ganz. Er könnte bei den Berlinern einziehen, denn in Falkensee boxte er bereits das vierte Mal gegen einen AGONauten.
Björn Schicke hatte er zweimal vor den Fäusten und gegen Piccirillo trennte er sich im Mai ´21 unentschieden. Die beiden sympathischen Athleten gehören nicht zu der Abteilung Feintechnik.
Sie sind für ihre explosive Kampfstile berüchtigt und bekannt dafür, dass das ihnen Geben wichtiger ist, als Nehmen.
Natürlich war Arsumjans Cousin und Boxlegende Artur Abraham am Ring. So fest er die Daumen auch drückte, er konnte nicht verhindern, dass Arsumanjan anfangs viele Schläge nehmen musste.
Aus der Doppeldeckung trommelten sie aufeinander ein. Piccirillos Schlaghand-Cross hätte kampfentscheidend werden können. Sie war brachial, kam aus dem nichts und brachte Arsumajan aus dem Tritt. Doch er stellte sich zunehmend auf diese gefährlichen Granaten ein.
Seine Antworten servierte er zumeist als Schlaghand-Führhand Kombinationen. Sie trafen. Piccirillos rechtes Auge schwoll zu, Arsumanjan blutete am Ohr.

Der Kampf wogte zehn Runden hin und her. Die letzten beiden Runden würden die Battle zwischen den beiden Kriegern entscheiden. Und es war Piccirillo, der das Höllentempo und die erbarmungslose Workrate bis zum Schlußgong durchhielt.  Neuer Intercontinental Meister der IBF ist THOMAS PICCIRILLOOOOO!

Ob ihm die ständigen Titelverteidigungen nicht langweilen würden, wollten wir von AGONs Haro Matevosyan (17-0-0) wissen. Der Superweltergewichtler stellte in Falkensee bereits zum siebten Mal seinen IBF-Interconti-Titel zur Disposition.
Seine Antwort: „Im Gegenteil, sie machen mir Spaß, denn die Herausforderer werden zunehmend anspruchsvoller.“ Das traf auf seinen Challenger, dem ungeschlagenen Römer Mirki Natalizi (13-0-0) allemal zu. Die Buchmacher hatten den Italiener bei den Wettquoten vorn.
Ungewöhnlich, aber in dieser Ansetzung boxten zwei Rechtsausleger gegeneinander.
Die ersten Runden wurden nicht durch die Angriffe entschieden, sondern durch die bessere Verteidigung. Und die hatte Matevosyan. Seine Doppeldeckung stand stabil und war nicht zu durchdringen. In alle Lücken, die sich auftaten, haute er starke gerade Schläge.
Nach der Hälfte des Fights lag er kaum einholbar in Führung. Scheinbar merkte der Italiener, dass er den Kampf nicht mehr durch einen Punktsieg gewinnen konnte.
Er machte auf und versuchte, mit harten Schlägen Matevosyans Doppeldeckung zu zerstören. Es half nichts, Matevosyan „schaukelte“ mit der Erfahrung von sechs Titelverteidigungen den Kampf nach Hause.

Dusan Veletic und Erik Pfeifer. Zwei Namen die dem Main Event absolut würdig waren. In der roten Ecke der Serbe Dusan Veletic: 1.95 cm groß, 102,6 kg schwer und in neun Kämpfen erst einmal besiegt.
In der blauen Ecke Erik Pfeifer. Nach Max Schmeling ist der Mann aus Vechta der zweite deutsche Weltmeister im Schwergewicht nach Version AIBA APB.
Bei den Amateuren war er hochdekoriert: zweifacher WM-Dritter und Olympiateilnehmer in London und Rio de Janeiro sowie mehrere Medaillen beim Chemiepokal. Seine deutschen Meistertitel zählen wir nicht.
Doch seine Meriten halfen Pfeifer nicht. Schon in der ersten Runde klingelte der Serbe Pfeifer richtig an. Pfeifer bewegte sich zu behäbig. Zeitweise hatte man den Eindruck, dass Veletic auf einen Medizinball eindreschen würde. Pfeifer biss sich mit seiner ganzen Erfahrung zurück in den Kampf. Dabei musste er viel einstecken, Das sah auch seine Ecke und gab den Kampf in der siebten Runde auf.

Die Ergebnisse:

1.     Superbantam – 8 Runden
Francesco De Rosa, Italien PS über Farlin Condori, Spanien (79:73 79:73 79:73)

2.     Cruiser – 6 Runden
Dariusz Lassotta, Deutschland, PS über Umberto Lucci, Italien (60:54 60:54 60:54)

3.     Schwer – 6 Runden
Carlos Castillo Rodriguez, Kuba, TKO Rd. 5 nach 2:35 min über Alvaro Terrero, Spanien

4.     Bantam – 6×2 Runden
Saida Bukvic, Serbien, Sieg durch Disqualifikation nach 2 min. in Rd. 3 über Angela Cannizzaro, Italien

5.     Schwer – 6 Runden
Felix Langberg, Deutschland, TKO Rd. 5 nach 2:35 min über Muhammed Ali Durmaz, Deutschland

6.     Supermittel – 6 Runden
William Scull, Kuba, PS über Cristian Fabian Rios, Argentinien (60:53 60:53 60:53)

7.     Superwelter – 6 Runden
Jan Meiser, Deutschland, PS über Francesco Lezzi, Italien (58:55 58:55 59:54)

8.     Schwer – 6 Runden
Sanel Hasanovic, Serbien, PS über Alfonso Damiani, Italien (60:54 60:54 60:54)

9.     IBF Inter-Continental Mittel – 12 Runden
Thomas Piccirillo, Deutschland, PS über Marten Arsumanjan, Deutschland (118:112 117:111 115:113)

10. Schwer – 6 Runden
Granit Shala, Deutschland, KO Rd. 5 nach 0:31 min über Abraham Pascual, Mexiko

11. IBF Inter-Continental Superwelter – 12 RundenHaro Matevosyan, Deutschland, PS über Mirko Natalizi, Italien (117:111 117:111 118:110)

12. Dusan Veletic, Serbien, TKO Rd. 7 nach 0:55 min Erik Pfeifer, Deutschland

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